Gasland, der
erste Dokumentarfilm über den Gasförder-Boom in den USA - und über dessen
ökologischen Risiken, zeigt, wie Giftstoffe, die bei der Förderung verwendet
werden, Menschen, Tiere und die Natur belasten. In dem gut 90-minütigen Werk
wird Gas zu einer unsichtbaren, geruchlosen Bedrohung. Josh Fox's persönliches Interesse entbrannte, als ihn
eine Firma anschrieb und für eine Bohrgenehmigung auf seinem Grundstück 100.000
Dollar zahlen wollte. Erdgas ist doch sauber? Und Wasser die Quelle des Lebens.
Wasser nährt, es sollte nicht brennen, oder?
Bei seinen
Nachforschungen trifft er auf verängstigte Familien, die ihr Leitungswasser
anzünden können und wird immer tiefer in diese Geschichte hineingezogen.
Ausgelöst wird dies in den USA durch eine Abbaumethode namens „Hydraulic
Fracturing“ (hydraulisches Aufbrechen) oder „Fracking“ von Gesteinsschichten,
um beispielsweise an Schiefergas zur Erdgasgewinnung zu kommen. Hierzu wird ein
Fracfluid, bestehend aus 596 Chemikalien, vermengt mit Wasser, in die Bohrung
eingebracht. Pro Bohrung werden 5 – 35 Millionen Liter Wasser benötigt und
durch die zugesetzten und freigesetzten Stoffe wird das genutzte Wasser und die
umgebenden Wasserquellen verseucht und für die Einwohner ungeniessbar. Tiere
und Menschen erkranken an schleichenden neurologischen Schäden, die grossen Firmen
weisen die Schuld aber weit von sich und behaupten, die Erkrankungen würden
durch die Verwendung von zu vielen Putzmitteln oder Handysendemasten ausgelöst.
Wissenschaftliche Untersuchungen von Proben ergaben, dass im Trinkwasser so
köstliche Bestandteile wie Trichlorbenzol, Methan, Ethan oder Propan enthalten
sind und das Wasser nicht mal mehr zum Waschen verwendet werden darf.
Fox's Doku
zeigt Bilder, die sich ins Gedächtnis einbrennen: Eine Strasse, an der sich
kilometerweit Bohrtürme aufreihen. Sprinkleranlagen, die chemikaliengetränktes
Abwasser in die Luft sprühen. Wasserbrunnen, die explodieren, nachdem Konzerne
in ihrer Nähe nach Gas bohrten. Pferde und Katzen, die ihr Fell verlieren.
Menschen mit Atemwegserkrankungen, sowie brennende Wasserhähne.
Wer denkt,
dass Amerika weit weg ist, sollte bedenken, dass die geradezu abscheuerregende
Methode des „Fracking“ durchaus auch in Europa praktiziert wird. In Deutschland fanden schon über 300
„Fracs“ statt und der Konzern „Exxon“ arbeitet derzeit daran, dies intensiver
auszuweiten.
Die
amerikanische Gasindustrie lässt den Film "Gasland" natürlicherweise als unseriös darstellen. Klar jedoch ist, dass unkonventionelle Gasförderung
weit weniger harmlos ist, als die Energiekonzerne es darstellen. Es gibt
Untersuchungen, die, unabhängig vom Film "Gasland", aufzeigen, wie
riskant die Technik für Umwelt und Menschen sein kann.
- Jede einzelne Gasförderstätte verschmutzt nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA Millionen Liter Wasser. Dieses wurde in der Vergangenheit nicht immer fachgerecht gereinigt, da die Kläranlagen solche Mengen nicht bewältigen können.
- Die Organisation The Endocrine Disruption Exchange, trägt seit 2003 Informationen über die Chemikalien zusammen, welche die Energiekonzerne bei ihrer unkonventionellen Gasförderung einsetzten. Bei den meisten dieser Stoffe handelt es sich um gesundheitsschädigende oder krebserregende Substanzen.
- Zwischen 15 und 80 Prozent des eingesetzten Chemikalien-Wasser-Sand-Gemischs bleiben nach der Förderung einfach unter der Erde. Die Folgen sind kaum unter-sucht. Die Energiekonzerne verweigern Informationen über die Zusammensetzung vieler Chemikalien, die sie verwenden.
- Die bei der Gasförderung eingesetzten Kompressoren verschmutzen die Luft. Proben in der US-Gemeinde Dish haben ergeben, dass bestimmte Grenzwerte in der Nähe von Anlagen um mehr als den Faktor 100 überschritten werden.
- Eine lange Gefahrenliste steht den gigantischen Gewinnen gegenüber - und obwohl die Technologie seit Jahren flächendeckend im Einsatz ist, fehlen unabhängige und exakte Untersuchungen, inwieweit die aufgetretenen Umweltschäden Einzelfälle sind oder ein flächendeckendes Problem.
Fox und
viele andere Kritiker sagen, Amerikas Gasrausch wäre überhaupt nicht möglich
gewesen, wenn die US-Regierung die Umwelt- und Gesundheitsrisiken gewissenhaft
untersucht hätte. Der Gas-Boom sei nicht Folge eines technologischen
Durchbruchs. "Die Innovation liegt vor allem in der breiten Anwendung des
Prozesses", heisst es in einer Kurzstudie von ASPO Deutschland und
der Energy Watch Group. Und die sei erst möglich, seit die US-Regierung strenge
Umweltauflagen beseitigt hat.
So nahm die
Regierung unter Präsident Bush im Juli 05 die Öl- und Gasförderung in grosserer Tiefe vom Save Drinking Water Act aus,
vom zentralen US-Wasserschutzgesetz. Seither müssen Öl- und Gasfirmen die
US-Umweltbehörde EPA zum Beispiel nur noch in Ausnahmefällen darüber
informieren, welche Chemikalien sie bei der Gasförderung in den Untergrund
pressen. Erst nachdem das Gesetz geändert wurde, begann der Gasboom. Zur Zeit
befasst sich die EPA noch mit dem Thema, nachdem sie die Risiken dieser
unkonventionellen Gasförderung im Jahre 2004 lausig prüfte. Die Ergebnisse werden laufend veröffentlicht.
Weiterführende Links:
Hier geht's zum Film "Gasland"!
Was kann man dagegen in der CH unternehmen?
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