Wusstet
ihr, dass ein durchschnittlicher Westeuropäer pro Tag 4000 Liter Wasser
verbraucht? Diese Zahl brachte kürzlich die Unesco heraus. Aber wie kommt sie
zu dieser Zahl? Jeder von uns trinkt 2 - 4 Liter Wasser täglich. Der
Durchschnitts-Europäer verbraucht im Tag zwischen 130 - 160 Liter Wasser zum
Duschen, Kochen und Waschen. Das weitaus meiste Wasser, dass die Bevölkerung
der reichen Industrieländer zum Leben braucht, fällt jedoch fernab der
heimischen Wohnung an. Der grösste Teil entsteht in der Lebensmittelherstellung.
Die Landwirtschaft schluckt rund doppelt so viel Wasser, wie alle Aktivitäten
der Menschheit zusammen. Die Fleischproduktion steht dabei an erster
Stelle – 15‘500 Liter verbraucht ein Kilo Rindfleisch. In einem Steak sind
somit 4000 Liter virituelles Wasser versteckt. Der Grund für diese Mengen ist
das Futter. Statt Gras bekommen die Rinder heute Getreide oder Hülsenfrüchte –
so viel, dass sich davon 3 Milliarden Menschen ernähren könnten. Auch hinter
einem Kilo Schweinefleisch verbergen sich stolze 10‘000 Liter. Eine
unscheinbare Packung Salami verbraucht damit immer noch über 1000 Liter Wasser.
Aber auch hinter anderen Lebensmitteln verbirgt sich mehr Wasser, als ihr
annehmen würdet: Bestellt ihr z.B. einen Espresso mit einem Glas Wasser, so
steckt im Espresso 280 Mal mehr virituelles Wasser als im dazu bestellten Glas.
21'000 Liter Wasser sind nötig, um ein Kilo Kaffe herzustellen. Besonders viel
Wasser wird - wie wir noch sehen werden - für Baumwollprodukte
aufgewendet. Auch die Papierproduktion kommt schlecht weg, erfordert doch ein
einziges DIN-A4-Blatt 10 Liter Wasser.
Von
allen ethischen und gesundheitlichen Gründen abgesehen, ist allein dieser
Umstand Grund genug, dass der Fleischkonsum in seinen aktuellen Auswüchsen sehr
bald ein Ende finden wird, das rechnet eine
neue Studie vor. Dafür sind vor allem die folgenden zwei Trends
verantwortlich: Die ganze Welt, auch der vormals überwiegend vegetarische Teil
Asiens, kopiert den westlichen Ernährungsstil, bei dem 20% der Nahrung aus
tierischen Proteinen bestehen. Gleichzeitig steigt die Weltbevölkerung bis zum
Jahre 2050 von derzeit sieben auf neun Milliarden an. Zusammengenommen
vervielfacht sich somit der weltweite Fleischkonsum in historisch nicht
gekanntem Masse. Laut neusten Forschungen wäre es am realistischsten, wenn
der Anteil tierischen Eiweisses unserer Ernährung von rund 20 auf 5% sinken
würde. Somit könnte das verfügbare Wasser gerade noch reichen, falls auch ein
gut organisiertes und verlässliches System des Lebensmittelhandels
existieren würde. Doch Fakt bleibt, dass ein solches System nicht
existiert. Die meisten Experten sind sich heute schon einig, dass es genug
Getreide gäbe, um noch viel mehr als neun Milliarden Menschen zu ernähren. Doch
mehr als die Hälfte des Getreides wird zu Viehfutter und Biosprit verarbeitet
oder landet im Müll. "30 Prozent der weltweit produzierten
Lebensmittel werden nie gegessen, und das dafür benötigte Wasser ist definitiv
verloren", schreibt die Organisation UN-Water.
Schafft
ein Wassersiegel abhilfe?
Die Deutschen möchten mit bewussterem Lebensmittelkonsum und einem
Wassersiegel in Zukunft mehr Wasser sparen. Dies geht aus der Forsa-Umfrage im
Rahmen des "Wissenschaftsjahres 2012" des Bundesforschungsministeriums
hervor. Somit würden 44% der Deutschen bewusst zu Produkten mit einem
speziellen Siegel greifen, welches den Wasserverbrauch angibt. Ob jedoch ein
solches Siegel realistisch ist? In vielen Fällen sind die Daten eines Produkts
mangels Kontrolle nicht einmal bekannt. Trotzdem denke ich, dass sich -
in Anbetracht dieser Tatsachen - für den einzelnen Verbraucher einige
Grundsätze herauskristallisieren lassen:
Produkte aus niederschlagsreichen Regionen bevorzugen.
Beim
sogenannten virtuellem Wasser spiel es auch eine Rolle, ob das Wasser
aus Niederschlägen oder aus dem Grundwasser stammt. Je mehr Regenwasser ein
Produkt enthält, desto ressourcenschonender ist es hergestellt
worden. Demnach sind zum Beispiel saisonale Erdbeeren aus der Schweiz den
Erdbeeren aus Andalusien zu bevorzugen, obschon für beide in etwa die gleiche
Menge an virtuellen Wasser benötigt wurde.
Regionale Lebensmittel bevorzugen
1300 Liter Wasser
verbergen sich hinter einem Kilo Weizen, bei der Produktion in Somalia sogar
1800 Liter. Angesichts der aktuellen Hungerkatastrophe eine erschreckende Zahl,
vor allem im Vergleich mit einer anderen: In der Slowakei werden nur 450 Liter pro
Kilo gebraucht, also nur ein Viertel des kostbaren somalischen Wassers.
Tipps:
- Weizen aus Deutschland oder der Slowakei kaufen
- Dinkel oder Roggen als Alternativen nutzen
- Weniger Fleisch essen - dadurch muss weniger Weizen als
Futtermittel produziert werden
Den Fleischkonsum reduzieren
Rinder
fressen vielerorts hochwertiges Getreide, welche mit grossem Wasseraufwand
hergestellt wurden. Wer sich vegetarisch ernährt, kann seinen Verbrauch an
virituellem Wasser halbieren.
Kleidung, Elektronik möglichst lange behalten
11'000
Liter Wasser werden benötigt um 1 Kilo Baumwoll-Kleidung zu produzieren. 85%
des Wassers wird für die Herstellung von Baumwolle beansprucht. Diese wird
immer öfters in Halbwüsten angebaut, die durch den Anbau weiter
austrocknen.
Tipps:
- Kleidung lange
tragen/gebraucht kaufen, denn je länger die Lebensdauer, desto besser die
Ökobilanz!
- Hanf und
Leinen als Alternativen nutzen, da diese nur ein Viertel der Wassermenge
benötigen
- Auf
Bio-Baumwolle achten. Dadurch sparen wir an sauberem Wasser vor Ort, weil
es nicht mit Dünger oder Pestiziden verseucht wird.
Autos: 400.000
Liter Wasser stecken in einem Neuwagen, je nach Grösse und verwendeten
Materialien. Der riesige Wasserverbrauch kommt durch die Verwendung von
Aluminium, Kunststoffen und umfangreicherer Elektronik, deren Herstellung viel
Wasser verschlingt.
Tipps:
- Lange nutzen/gebraucht kaufen, denn je länger die
Lebensdauer, desto besser die Ökobilanz
- Möglichst kleine Autos mit wenig Elektronik
anschaffen
- Recyceln lassen
- Gleiches gilt für andere technische Geräte wie Laptops
Fazit:
Diese Zahlen sind schockierend und ein Gefühl von Machtlosigkeit
macht sich breit, schliesslich können wir die Produktion nicht beeinflussen.
Und wer will schon deshalb auf ein Auto, eine Tasse Kaffee oder eine neue Jeans
verzichten? Trotzdem kann man etwas tun. Zwar liegt es nicht am Verbraucher,
wie die Produkte hergestellt werden, als Kunde kann man aber sehr wohl frei
entscheiden, was und wo man kauft.
Bevorzugt heimische Produkte anstelle von
Importwaren. Weshalb argentinisches Rindfleisch essen, wenn es auch aus der
regionalen Metzgerei gutes Fleisch gibt? Allein ein weiter Transportweg
verschlingt durch die nötigen Kühlprozesse nicht nur unnötigviel Wasser,
sondern verbraucht auch andere Ressourcen, was die Umwelt nachhaltig schädigt.
Auch sind die Anbaumethoden in anderen Ländern fraglich. Wer sich
beispielsweise für Tomaten aus Spanien entscheidet, kauft Gemüse, das nur
mithilfe künstlicher Bewässerungssysteme in den ansonsten trockenen Regionen
wächst. Deshalb müssen die Pflanzen unverhältnismässig stark bewässert werden.
Das Selbe gilt für Erdbeeren. Beim Kauf von umweltfreundlichem Papier kann man
so richtig Wasser sparen. Für die Produktion von Recyclingpapier wird nur ein
Prozent der Wassermenge benötigt, die man für die Herstellung von normalem
Papier braucht.
Halten wir uns an diese Regeln, können wir
wesentlich mehr Wasser sparen, als wenn wir hierzulande beim Zähneputzen das
Wasser abschalten. Die 130 - 160 Liter Haushaltsverbrauch pro Tag und Person
machen nur etwa 4% unseres täglichen Verbrauches von 4000 Liter virituellem
Wasser aus. Im Moment bleibt uns somit nichts anderes übrig, als unser
Einkaufskorb mit bedacht zu füllen.
Quelle: Die Daten sind gerundete weltweite Durchschnittswerte und
stammen von der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz, die vom
Bundesumweltministerium gefördert wird.
Foto:http://www.vital-genuss.de/wp-content/uploads/virtuelles-wasser.jpg
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