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Montag, Oktober 10

Das bedingungslose Grundeinkommen - reine Sozialromantik


Die Visionäre des bedingungslosen Grundeinkommens meinen es wahrscheinlich gut. Deshalb mache ich ihnen den Gefallen einer polemischen Kritik, die sie diskussionslos beiseite schieben können. Es wird ja eh nie realisiert werden. Jedoch verdreht es meines Erachtens den an Reformen interessierten Menschen den Kopf, und das finde ich ziemlich schade. Man könnte Gescheiteres denken und Nützlicheres tun, als dieser kapitalistischen Sozialromantik nachzuhängen.




Ich hatte diesen Frühling das Vergnügen einer solchen Veranstaltung rein zufälligerweise beizuwohnen. Es wurde mir erklärt, dass beim bedingungslosen Grundeinkommen sämtliche Sozialleistungen des Staates zusammengefasst und als Bürgergeld an alle Menschen ausgerichtet werden. Bezahlt wird es aus einer Mehrwertsteuer, die alle anderen Steuern ersetzt; die Steuerquote soll jedoch insgesamt gleich bleiben.

Hauptvertreter der Idee ist der Milliardär Götz Werner, Besitzer einer deutschen Kette von Drogeriemärkten und Finanzierer der Kampagne für das Grundeinkommen. Sein Hauptargument für das Grundeinkommen leuchtet ein, aber es ist falsch. Nach seiner Darstellung ist die Automatisierung der Hauptgrund für die steigende Arbeitslosigkeit. Und die Wirtschaft, deren Ziel es ist, Kosten zu senken und Arbeitsplätze abzubauen, werde nie genügend Arbeitsplätze für alle schaffen. Das ist, überzeugender Unsinn. 



Ich verrate Ihnen jetzt, warum die Arbeit verschwindet: Weil kein Geld da ist, sie zu bezahlen. Konkret: In der Schweiz ist die Zielvorgabe der Eigenkapitalrendite in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich gestiegen, von fünf auf zehn und mittlerweile zwanzig Prozent. Zum Glück erreichen nicht alle Kapitalbesitzer solche Traum(a)renditen, denn schon bei durchschnittlich zehn Prozent könnte in der Schweiz kein Lohn mehr bezahlt werden. Immerhin: Die Kapitalrenditen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, sodass heute mehr Geld ohne Arbeit als mit Arbeit verdient wird. Die hochsignifikante Korrelation zwischen Arbeitslosigkeit und Geldmarkt lässt sich übrigens über Jahrzehnte verfolgen und nachweisen. 


Natürlich ist diese Argumentation in unserer komplizierten Welt nicht ganz wasserdicht. Natürlich spielt die Automation auch eine nicht unwesentliche Rolle. Aber: Wenn der Produktivitätsgewinn der Automation nicht allein den Kapitalbesitzern gehörte, sondern den Arbeitenden, dann würden entweder die Löhne steigen oder die Arbeitszeiten sinken. Aber der Gewinn wandert ab in den Kapitalmarkt, wo er sich – bis jetzt wenigstens – schneller vermehrt als mit realer Arbeit.

Die Lösung des Problems wird deutlich, wenn man sich die Vorteile eines zinsfreien Geldsystems vorstellt: Die Preise würden um durchschnittlich einen Drittel sinken, dies hat die Geldexpertin Prof. Margrit Kennedy ausgerechnet. Durch den Wegfall des zerstörerischen Wettbewerbs jeder gegen jeden und die Rentabilität nachhaltiger Investitionen (z.B. Sonnenenergie, jetzt durch den Zins massiv behindert) ergibt sich nochmals eine Verbesserung der Effizienz unserer Wirtschaft. Wenn wir dann noch die Militärausgaben zusammenstreichen – weil wir der globalen Gier das Vehikel genommen haben – dann können wir per saldo mit 50 Prozent Arbeit denselben Lebensstandard geniessen wie heute.
So gesehen versteht man die Feststellung von Prof. Wolfgang Berger, dem Vorsitzenden der Initiative für eine natürliche Wirtschaftsordnung INWO in Deutschland: «Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist der einzige Weg, auf dem die kapitalistische Wirtschaft weiter funktionieren kann.» Klar: Wenn keine Arbeit mehr bezahlt werden kann, muss man den Menschen trotzdem etwas zum leben geben; sonst gibt es eine Revolution. Darum versteht man auch, warum konservative Politiker das Grundeinkommen unterstützen. Das herrschende System lässt sich damit länger konservieren. 

Es gibt meines Erachtens noch andere Gründe gegen das Grundeinkommen, die ich Ihnen der Vollständigkeit nicht vorenthalten will. Der SP-Nationalrat Paul Rechsteiner etwa erinnert an die Eskimos, Indianer und Aborigines, die vom Staat ein bedingungsloses Existenzminimum erhalten. Die Folgen sind Perspektivlosigkeit und Alkoholismus. Dass das bedingungslose Grundeinkommen zu mehr ehrenamtlicher Betätigung führt, wie von den Befürwortern prognostiziert, ist wohl reine Sozialromantik. Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigen nämlich: Je länger einer arbeitslos ist, desto weniger betätigt er sich ehrenamtlich, kulturell oder politisch. Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus, der Vater der Mikrokredite, würde Arbeit für alle in jedem Fall dem Grundeinkommen für alle vorziehen. Und schliesslich: Das Grundeinkommen wurde, angeregt durch den neoliberalen Übervater Milton Friedman, in 60er und 70er Jahren während eines mehrjährigen Versuchs in vier Regionen der USA getestet. Resultat: Entgegen den Erwartungen reduzierten die beteiligten Personen ihren Arbeitseinsatz. Aber: Wenn weniger geleistet wird, gibt es auch weniger zu verteilen.

Fazit: Das bedingungslose Grundeinkommen lindert zwar die Folgen der Umverteilung durch unser Zinsgeldsystem, aber es lässt sie bestehen. 
Wer sich selber ein Bild über das bedingungslose Grundeinkommen machen möchte, den Verweise ich auf folgende Homepage: 

17 Kommentare:

  1. Aus meiner Sicht besitzen beide Forderungen (Grundeinkommen und Geldsystem) ihre Berechtigung. Sie schließen sich nicht gegenseitig aus. Aber das eine bedingt auch nicht das andere.

    Die Kritik am BGE bzgl. der Eskimos, Indianer und Aborigines ist schon sehr zynisch. Für diese Völker spielt nicht das Geld die Rolle, wie für uns. Es ist die Staatsfürsorge, die tief in das Leben dieser Menschen eingegriffen hat. Man glaubt, dass ein Lebensstil mit Geld aufgewogen werden kann. Kann es eben nicht und das ist längst bekannt. Bei unserer durchmonetarisierten Gesellschaft hat Geld einen ganz anderen Stellenwert.

    Der mehrjährige Versuch in vier Regionen der USA war nicht von einer realen gesellschaftlichen Perspektive geprägt. Dieser lange zurückliegende Versuch hat keine Aussagekraft. Zudem sollte man bedenken, auf welchen Widerstand das Thema Grundeinkommen stößt. Und das selbst in einem Land, in dem es ja faktisch ein Grundeinkommen gibt - wenn auch nicht bedingungslos. Ohne wirkliche bürgerlich-demokratische Begleitung akzeptiere ich überhaupt keine Studie und wenn diese noch so wissenschaftlich sein soll.

    Natürlich wird es wahrscheinlich immer einen gewissen Personenkreis geben, der zyklisch oder auch permanent nichts in die Gesellschaft einbringt. Jedoch werden dann durch diese Personen weniger Ressourcen verbraucht, was dann wieder anderen zusätzlich zur Verfügung stehen würde. Außerdem gibt es heute Firmen mit Produkten, die unter normalen Umständen niemals auf dem Markt bestehen würden. Das nennt man Pyseudoarbeit! Auf solche Produkte können wir schon lange verzichten und aus der Sicht der Ressourcenknappheit müssten wir das eigentlich schnellstens tun.

    Das Geldsystem und Grundeinkommen sind zwei getrennte Forderungen deren Zeit gekommen ist.

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  2. Das BGE wurde lange Zeit totgeschwiegen. Gut dass das Thema von immer mehr Leuten diskutiert wird - auch jede Gegenstimmung ist für die Verbreitung der Idee gut.

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  3. "Der Kapitalismus hat soziale Fehler. Der Sozialismus hat kapitale Fehler." So lautet ein bekannter Spruch. Und eigentlich kann man es 1 zu 1 auch auf das BGE anwenden.

    Überlegen wir einmal folgende Situation: Ein Kontinent mit mehreren Ländern. Nun wird im Land A bestimmt, dass dort per sofort für alle Einwohner das BGE eingeführt. Jeder Einwohner, egal ob alt oder jung, ob so genannt "arbeitend" oder ohne Stelle, erhält pro Monat einen bestimmten Betrag, als Beispiel 1'500 Euros. Dieser Betrag wird nun per definitionem "bedingungslos" ausbezahlt – an jedes Baby, an jeden Rentner, an jeden Asylsuchenden, an jeden Arbeiter, an jeden Sozialfall, an jede Mutter, an jeden Vater etc.

    Die Anhänger der Theorie gehen davon aus, dass sich auch künftig – trotz BGE – ein Grossteil der Menschen dazu aufraffen, gewisse Dienstleistungen weiterhin zu erbringen, sogar ehrenamtlich, da ja monatlich ein schöner Batzen vom Staat überwiesen wird.
    Frage: Warum sollte jemand das tun?
    Ein Ehepaar mit zwei Kindern erhält – bedingungslos – pro Monat 6'000 Euro. Warum sollte sich denn nun noch einer der beiden Ehepartner dazu aufraffen, einer Arbeit nachzugehen, wenn doch die Kasse stimmt?

    Ein weiterer Überlegungsfehler: An einer Diskussion in einer Befürworterrunde für das BGE wurde angeregt, dass Kinder und Jugendliche einen tieferen Monatsbetrag BGE erhalten als Erwachsene. Was bitteschön ist denn daran noch bedingungslos? Es gibt bereits eine Bedingung: Ein Erwachsener erhält mehr als ein Jugendlicher resp. ein Kind. Das ist ein Überlegungsfehler par excellence.

    Weiter: Im Land A wurde nun das BGE eingeführt. Alle Nachbarstaaten haben dieses System noch nicht eingeführt. Ist es denn nun nicht geradezu verlockend, in den Staat A zu pilgern, sich dort niederzulassen und vom BGE zu profitieren? Die Befürworter kontern nun und sagen: Halt, dieses und jeden muss gegeben sein, damit der Betrag ausbezahlt wird.
    Gretchenfrage: Was ist mit "bedingungslos"?

    Die Frage der Finanzierung des Systems möchte ich nur kurz ansprechen. Ich gehe nun aber einmal davon aus, dass dieses System – so gut es auch in den Grundzügen gemeint ist – mit der Realität unserer Welt niemals funktionieren wird. Eine nette Idee für das Land, worüber Thomas Morus einst ein Buch verfasste: Utopia!

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  4. Think Good hat geschrieben: "Die Lösung des Problems wird deutlich, wenn man sich die Vorteile eines zinsfreien Geldsystems vorstellt: Die Preise würden um durchschnittlich einen Drittel sinken, dies hat die Geldexpertin Prof. Margrit Kennedy ausgerechnet. Durch den Wegfall des zerstörerischen Wettbewerbs jeder gegen jeden und die Rentabilität nachhaltiger Investitionen (z.B. Sonnenenergie, jetzt durch den Zins massiv behindert) ergibt sich nochmals eine Verbesserung der Effizienz unserer Wirtschaft. Wenn wir dann noch die Militärausgaben zusammenstreichen – weil wir der globalen Gier das Vehikel genommen haben – dann können wir per saldo mit 50 Prozent Arbeit denselben Lebensstandard geniessen wie heute."

    Think Good sagt es selber, dass wir mit 50 % der derzeitigen Arbeit denselben Lebensstandard haben können. Die Frage stellt sich halt dann, wovon leben die, die keine Arbeit mehr haben. Heute sind bereits weniger als 50 % im aktiven Arbeitsprozess eingebunden. Es werden in Zukunft also 25 bis 30 % und noch weniger der Bevölkerung sein, die Arbeit haben werden.

    Wobei man erst Mal definieren muss, was Arbeit überhaupt ist. Wir reden hier von "Erwerbsarbeit", einer Arbeit, die mit Geld bezahlt wird. Nicht die Ehrenamtliche, nicht die in der Reproduktion (Haushalt, Kindererziehung, Plegearbeit,Ehrenamtliche,...)

    Die Frage stellt sich also, wie die Menschen in einem Geldsystem ohne Geld leben sollen, wenn in Zukunft nur noch 30 % der Bevölkerung ein Einkommen haben wird, weil einfach nicht mehr zu tun ist.

    Die Idee des bGE mit Geld beruht ja auf der Tatsache, dass wir ein Geldsystem haben, wo Banknoten das Zahlungsmittel darstellen. Nicht Liebe, Zuneigung oder Tausch. Banknoten ist das Tauschmittel. Um dieser Tatsache gerecht zu werden, ist es klug, darüber nachzudenken, wie man Menschen menschenwürdig an der Gesellschaft teilhaben lassen kann und trotzdem dem technischen Fortschritt nicht im Wege steht.

    Das bGE wird schon seit Beginn der Industrialisierung diskutiert, aus philosophischer Sicht, nicht unter "bGE" bekannt, wird es bereits seit Sokrates diskutiert. Und doch gibt es offenbar immer noch um die Frage: "Welche Gesellschaft wollen wir haben?" Wollen wir eine Gesellschaft, die die "Schwachen" ausgrenzt, versklavt und letztendlich auch noch für ihre eigenen Probleme verantwortlich macht?

    Und ich habe noch nirgends gelesen, dass sich das bGE als die Lösung für alle Probleme ausgibt. - sollte es eingeführt werden, als alleiniger Ersatz für alle Transferleistungen und weiter kein Systemwandel stattfinden, dann hat sich ja am System nichts geändert, außer dass Bedürftige nicht mehr kontrolliert werden.
    Neben der Einführung des BGE braucht es einen kompletten Systemwandel: Geldschöpfung in öffentliche Hand, Steuerreform,...alles andere kommt dann von allein.
    Das bGE emanzipiert, demokratisiert; denn ein Mensch, der bedingungslos ein Einkommen bezieht, ist nicht mehr erpressbar! Ich lade Euch ein, diesen Gedanken weiter zu spinnen :-)

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  5. at Knox Blog:

    warum sollte ein Familienvater von zwei Kindern noch arbeiten gehen, wenn die Familie (Vater, Mutter, zwei Kinder) von 6000 Euro lebt?

    Es gibt abgesehen von der extrinsischen Motivation "Geld" auch andere extrinsische Motivationen wie Auto, Haus, Flachbildschirmfernseher, Urlaub, anderer Luxus und es gibt intrinsische Motivationen wie Selbstverwirklichung, eigene Zeiteinteilung, gutes Arbeitsklima, Abwechslung, etc.

    Ich bin davon überzeugt, dass es bei der Frage "Wer geht dann noch arbeiten?" um die Angst geht, dass die Niedriglohnschicht (Straßenkehrer, Klofrau, FrabriksarbeiterInnen, Verkäuferin im Supermarkt) nicht mehr arbeiten möchte und das das System zusammenbrechen könnte. Es geht die Angst um, dass der reiche Herr X - oder seine Haushälterin, wenn die dann noch arbeitet - vom Billa vor geschlossenen Türen steht, dass die öffentlichen Toiletten nicht mehr betreut werden, wenn das bGE eingeführt wird.

    Alle die sowieso mehr verdienen, oder einen super Job haben, werden das auch weiterhin tun.

    Dort wo der Job mies ist aber gut bezahlt, würde sich dann herausstellen, ob doch weiter automatisiert, ob die Arbeitsbedingungen verbessert werden müssen oder ob das Gehalt erhöht werden muss.

    Die überall zitierte Lösung dieser Frage ist also: Automatisieren, selber machen oder besser bezahlen. Ich hab noch eine: bessere Arbeitsbedingungen!

    zur Frage,ob Kinder ein niedrigeres oder gleich hohes bGE bekommen, so ist das nur die halbe Wahrheit. Weil in Wirklichkeit ist das in Diskussion. Es gibt unterschiedliche Modelle des bGE und ein Modell schlägt einen niedrigeren Betrag für Kinder vor. Weiter nichts. Und ja, philosophisch gesehen, ergäbe eine Höhe in Anlehnung an das Alter eine Bedingung. Aber das ist ja jetzt kein Grund, grundsätzlich dagegen zu sein ;-)

    Zur Frage der Zuwanderung: es gibt heute und wird sie weiterhin geben die Fremdengesetze, Zuwanderungsgesetze. Es kann langfristig in diese Richtung gehen, dass ein Land, dem es gut geht, dann dichter Bevölkert ist. Andererseits ist ja die Einführung des BGE nur in Deutschland, nur in Österreich oder nur in der Schweiz nicht das Ende vom Lied. Es soll in einer globalisierten Welt auch global ausbezahlt werden. Das wird noch lange dauern, allerdings muss irgendwo angefangen werdne.
    Ganz so "bedingungslos" KANN das bGE nicht sein, es ist an sie Staatsangehörigkeit gebunden (oder an das "Bürgertum") weil wir in einer Welt leben, in der es nun Mal die Staaten gibt. Die Bedingungslosigkeit bezieht sich hauptsächlich auf die Bedürftigkeit und an die Bereitschaft einer Arbeit nachzugehen, ob man in einer Lebensgemeinschaft lebt oder allein, etc... würde das bGE nicht an die Staatsgrenze gebunden sein, würde Deutschland der ganzen Erde bGE auszahlen müssen. Sehr fein, dann brauchen wir, Österreicher, uns nicht mehr darum kümmern ;-)

    Auch die Demokratie war ein Mal Utopie! Auch das Geld, der Zins und das ganze System war eine Idee.....:-)

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  6. @anonym (aus Österreich, gehe ich mal davon aus  )

    Ich stimme zu, dass mit besseren Arbeitsbedingungen und einer fairen, leistungsorientierten Bezahlung sicherlich garantiert werden kann, dass auch die eher unliebsamen, schwierigen, "schmutzigen" Arbeiten ausgeführt werden, selbst nach der Einführung des BGE. Automatisieren ist jedoch ein Trugschluss. Denn wo automatisiert wird, wird der Mensch überflüssig. Charlie Chaplin demonstrierte dies in seinem Film "Modern Times" auf ironische und eindrückliche Weise, und jeder kann heute sehen, was aus dem Erbe von Henry Fords Standardisierung und Automatisierung geworden ist.

    Gehen wir noch einmal kurz auf das Szenarium ein, dass nur in einem Land oder in wenigen Ländern das BGE realisiert wird. Es ist mehr als eindeutig, dass diese Länder schnellsten im finanziellen Ruin enden würden. Die Globalisierung ist zudem ein Thema für sich. Auch hier zeigen uns aktuelle Bürgerbewegungen in verschiedenen Ländern, dass der Ruf nach mehr Lokalem und weniger Globalem immer lauter erschallt. Systeme wie EG, EU, NATO, EWR, UNO und wie all die tollen Kürzel sonst noch heissen, haben ihre Schuldigkeit getan. Es kann nicht sein, dass hier mit dem (nicht realisierbaren) BGE wieder in die Bresche der Globalisierung geschlagen wird und diese als notwendige Grundlage für ein funktionierendes BGE-System herhalten muss. Die Menschen sind müde. Sie brauchen kein neues globales System. Sie brauchen Hoffnung! Sie brauchen eine Vision.

    Es ist mir zudem bewusst, dass es eine der diskutierten Möglichkeiten des BGE ist, dass Kinder weniger Geld erhalten als Erwachsene. Aber es ist nicht so, dass es sich hier um eine philosophische Abhandlung handelt. Es geht hier eindeutig um eine Bedingung. Und damit führt sich das System BGE automatisch ad absurdum. Etwas Bedingungsloses, welches Bedingungen benötigt oder definiert, gehört definitiv allerhöchstens ins Reich der Philosophie – mehr nicht.

    Etwas ist an der BGE-Thematik sicherlich nicht schlecht: Diese Personen denken wenigstens darüber nach, dass mit der aktuellen Situation etwas nicht wirklich stimmen kann. Doch statt im Nicht-Realisierbaren zu verharren, sollte auch hier der Fächer geöffnet werden und nach wirklichen Alternativen gesucht werden. Mit Geld allein – das zeigt uns die Geschichte der Menschheit – kann die aktuelle Situation im Hinblick auf die Zukunft nicht ausreichend positiv beeinflusst und verändert werden. Neue Gedanken und Ideen braucht das Land!

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  7. @ Knox Blog:

    "...denn wo automatisiert wird, werden Arbeitskräfte überflüssig..."und damit arbeitet das bGE.
    Es können also Arbeitskräfte frei gestellt werden - und erst mit bGE sind sie wirklich FREI - ohne dass diese in eine finanzielle Englage gebracht werden.
    Ohne bGE müssen sie so schnell wie möglich neuen Job suchen, sind in der Maschinerie der Sozialhilfe,..Lohndumping, Working poor, Minijobs....das alles sind die Folgen.... mit bGE nicht.

    Dass Länder schnell in finanziellen Ruin geraten, wenn nur in wenigen Ländern das bGE eingeführt wird, ist nur dann richtig, wenn das System nicht verändert wird. So wie ich es beschrieben habe, also wenn das bGE einzig als Ersatz für Sozialhilfe ausbezahlt würde, am System allerdings sonst nicht gerührt wird.
    Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, braucht es neben der Einführung des bGE aus sozialen Gründen noch eine Steuerreform aus rechnerischen und vor allem Gerechtigkeits-Gründen, es braucht Umweltschutz und Alternativenergie etc.

    Genau! Die Menschen brauchen eine Vision, eine Veränderung. Daher ein Einkommen für alle, das Grundbedürfnisse und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Darüber hinaus gehende Wünsche können immer noch mit Zusatzverdienst aus Erwerbsarbeit erfüllt werden. Wenn der Mensch keine Angst um sein Einkommen haben muss, kann er sich ja überlegen, ob er für Firmen arbeiten möchte, die der Gesellschaft, Umwelt, usw. negativ zuträglich sind. Damit beginnt Demokratie am Arbeitsplatz und endet NICHT beim Kreuzerl machen ;-) Das verstehe ich unter Visionen haben.

    Wenn Kinder weniger bekommen als Erwachsene führt sich deshalb das bGE nicht automatisch ad absurdum. Mit dieser Aussage disqualifizierst Du Dich selbst. (nur so als hinweis für zukünftige Diskussionen)
    Es sind, wie bereits erwähnt, unterschiedliche Modelle, die diskutiert werden. Warum es Modelle gibt, die KInder weniger zusprechen, habe ich so verstanden, dass sie weniger brauchen, dass ihr Anteil am Verbrauch pro Haushalt der geringere ist.
    Aus philosophischer Sicht (und die ist schon da!) ist ein Kind nihct weniger wert als ein Erwachsener, meiner Meinung nach.
    Man gibt dem Leben also einen WERT. Die Modelle richten sich aber nicht danach, welcher Wert einem Leben gegeben werden soll, sondern nach unterschiedlichen Berechnungsmodellen. Ein Modell sagt z.B. 1000 Euro, weil die Armutsschwelle liegt bei 950 Euro, und das bGE soll nicht darunter liegen. Und so gibt es zu unterschiedlichsten Berechnungen die unterschiedlichsten Modelle für ein bGE.

    Wie gesagt, das wort "bedingungsloses Grundeinkommen" ist schon ein sehr altes und es ist als solches bekannt, damit Mensch weiß, wovon die Rede ist. (es ist so zu sagen ein gemeinsam erwählter Terminus, damit man weiß, wovon die Rede ist, so wie wir das Wort Tisch und Sessel gemeinsam verwenden ;-))
    Sich jetzt an diesem Wort aufzuhängen und es ad absurdum zu führen, weil es nicht bedingungslos ist, wäre fast ein wenig zu eng gefasst um nicht zu sagen irrational.
    Die Bedingungslosigkeit bezieht sich, auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole ;-), auf die Bedürftigkeit, auf die Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt und auf das Geschlecht, auf die Lebensform (Gemeinschaft oder Alleine), auf das, was mit dem Geld konsumiert wird und auf sonstige Lebenseinstellungen, Qualifikationen und Lebensvorstellungen.

    Wenn dieser Punkt so kritisiert wird, dann möchte ich Mal die Gegenfrage stellen: "Was ist am heutigen System so erhaltenswert, dass man sich so vehement gegen eine (alte) andere Idee wehrt?" bzw. "Hast Du eine bessere Idee?"

    Das bGE ist deshalb noch nicht realisierbar, weil die Mehrheit der Menschen es noch nicht denken können. Würden sich die Kritiker nicht derart streuben, einfach Mal den Gedanken zuzulassen, dann hätten wir statt der Diskussionen über das "OB - bGE, ja oder nein?" - eine Diskussion über das "WIE"....

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  8. Also, woher der Schreiber diese Angabe nimmt: ........die Zielvorgabe der Eigenkapitalrendite in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich gestiegen, von fünf auf zehn und mittlerweile zwanzig Prozent ....
    Gegenwärtig wird eher das umgekehrte verlangt: eine höherer Eigenkapitalanteil, was die Rendite natürlich mindert. Was aber umgekehrt die Banken und vor allem Versicherungen dazu zwingt, reale Werte, wie Immobilien abzustoßen. Dadurch werden die Immobilienpreise fallen und es wird wieder die "kleinen" Grundeigentümer treffen, deren Hypothekarkredite dann unterdeckt sind und zwangsversteigert werden.

    So bekommt die Hochfinanz dann Zugriff auf den privaten Immobiliensektor.

    Hat natürlich mit dem Grundeinkommen nix zu tun, das neben der sozialen Notwendigkeit immer merh zu einer wirtschaftlichen wird.

    Denn ob dieses System "bedingungsloses Grundeinkommen" und "Konsumsteuer statt Lohn- Einkommens-Steuer und Sozialabgaben" funktionieren wird (auf Anhieb) kann ich nicht sagen; ich kann nur sagen das jetztige System ist dabei zusammenzubrechen.

    In dem neuen System sehe ich eine Chance. Im alten den Untergang!

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  9. @Anonymous aus Österreich

    Danke für die Antwort. So ein Austausch hat doch etwas Erfrischendes und bringt Leben in die Thematik.

    Ich sehe bereits den ersten Abschnitt anders: Mit BGE gibts Working Poors, Ausverkauf der Gesellschaft, massenhaft Arbeitslose und überforderte Staaten und Ämter. Das System ist schlicht nicht finanzierbar und bringt jeden Staat innert Kürze zum Bankrott. Damit ist dann niemandem geholfen, am wenigsten denen, die Hilfe benötigt hätten.

    Das BGE ist an so viele Wenn und Aber gebunden, dass es zu kompliziert, zu komplex, zu unrealisierbar ist. Es braucht eine Steuerreform, erneuerbare Energien, Umweltschutz, neue Sozialsysteme, neues Klopapier und was weiss ich noch. Es ist nicht möglich, dass alle Länder der Welt auf einen Schlag ihr gesamtes System auf den Kopf stellen und das BGE einführen. Ich stimme soweit überein, dass dies notwendig wäre, ansonsten geht der Schuss kräftig nach hinten los. Aber ich glaube auch nicht daran, dass die bösen Buben der Politik und der Finanzwelt von heute auf morgen – oh Wunder – auf einmal gleichzeitig die Erleuchtung haben, von Saulus zu Paulus werden und mit einem Heiligenschein auf dem Kopf zu Kreuze kriechen und weltweit diese von Anonymous beschriebene, notwendige Umstellung aller Systeme und Subsysteme vollziehen werden. An den Nikolaus und den Osterhasen glauben die wenigsten noch.

    Das Problem ist wie bereits festgestellt das aktuelle System „Geld“ mit all seinen Ausprägungen. Jedermann kennt sicherlich die Abhandlung über tote Pferde:
    Was machen Indianer mit eine toten Pferd? Sie begraben es.
    Was machen wir mit toten Pferden? Wir gründen Arbeitsgruppen, um zu sehen, wie andere tote Pferde reiten. Wir kaufen Peitschen, damit tote Pferde schneller werden etc.
    Das System „Geld“ ist ein solches totes Pferd. Es bringt nichts, auf tote Pferde zu setzen. Auch Ideen und Visionen, welche auf toten Pferden aufbauen, bringen kein Leben in die toten Pferde. Das BGE bringt keine neue Idee, es baut auf dem Geld-System auf. Es ist somit in sich gesehen schon falsch. Es ist keine neue Idee, keine Vision, sondern ein zum Scheitern verurteilter Schabernack. Wirklich etwas Neues, etwas Revolutionäres, fehlt im Gedankenkartenhaus des BGE. Wie gesagt: Neue Ideen und Visionen braucht das Land. Als Beispiel möchte ich auf einen anderen Post in diesem Blog von ThinkGood hinweisen (Geld als Währung: http://lebebewusster.blogspot.com/2011/07/unsere-zeit-als-wahrung.html)

    Manchmal muss man wohl aufpassen, das BGE nicht mit BSE zu verwechseln. Ich denke, beides führt unterm Strich zum Wahnsinn. Und wir hätten alle wahnsinnig gerne ein neues, gutes, gerechtes, funktionierendes „System“.

    Zu Guterletzt: Die im Film gezeigten Sprüche (siehe Link im Post) wie „den Menschen von der Arbeit zu befreien“ oder „zur Arbeit zu befreien“ erinnern leider all zu sehr an die Worte „Arbeit macht frei“ aus dem Dritten Reich.

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  10. Ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, ich hätte gerne Deinen Gedankengang dazu erfahren, wie es vom BGE zu Working poor, Minijobs, etc. kommen soll. Das haben wir ja HEUTE. Wo kommt diese Logik her? Ernst jetzt, ich möchte das gerne verstehen.

    Mein Gedankengang ist der, dass wenn ich ein Grundeinkommen habe, dann bin ich ja nicht von jedem erst besten Job angewiesen, ihc kann mir meinen Arbeitgeber aussuchen und hab eine bessere Verhandlungsbasis für Gehalt, Arbeitsbedingungen, etc.

    Und die Arbeitslosen werden wir sowieso haben, mit oder ohne bGE. Das ist meine Ausgangsposition.
    Mit bGE müssen diese Menschen nicht "betteln" gehen. Sondern das existenzsichernde Einkommen wird zu einem Bürgerrecht, und nicht mehr von vorhergehenden Versicherungsbeiträgen oder von der Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt (Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, Mindestsicherung bzw. Hartz-IV) abhängig. Ganz abgesehen davon, dass letztere drei heute nicht existenzsichernd sind. Für Arbeitslosengeld gibt es außerdem eine Obergrenze. Und Mindestsicherung oder Hartz-IV würdest doch selbst auch nicht Du als menschenwürdig bezeichnen, oder etwa doch?

    Hinzu kommt, dass viele Jugendliche noch keine Versicherungsbeiträge geleistet haben und von Anfang an ins Hartz-iV- oder Mindestsicherungs-System fällt.

    Der Unterschied vom BGE zu Letzeren ist eben, dass bGE nicht willkürlich entzogen werden kann.
    Das ist ein entscheidender Punkt.

    In einer Zeit, wo auf 1 freien Arbeitsplatz 100 Bewerber kommen, leben 99 mit der Angst, dass ihnen ihre Lebensgrundlage willkürlich entzogen wird. Was im übrigen menschenrechtswidrig ist.so btw.

    Es kann schon sein, dass ein komplett anderes System benmötigt wird, dass eines Tages das Geldsystem, wie wir es heute haben, nicht mehr existiert. So lange es aber noch existiert, müssen wir uns überlegen, wie wir die Menschen, die nicht (mehr) am Arbeitsmarkt teilnehmen, aus welchen Gründen auch immer, Anteil nehmen lassen können.
    Und in einem Geldsystem geht das nur mit Geld. Rabattmarken, Ausweise mit denen man dann beim "SOMA" einkaufen "darf"- wie es bei uns in Wien z.B. derzeit funktioniert, Mobilpass für billigere Öffis, rosa Schein für Krankenkasse,...das ist alles stigmatisierend und hat meiner Meinung auch was vom "Holocaust". ;-)

    Und dabei kommen sich dann die Sozialpartner und Konsorten auch noch sozial vor, wenn sie wieder ein Mal drauf kommen: "Hoppla, das Gesetz ist so formuliert, dass wieder ein paar Menschen durch das soziale Netz fallen"...muss erweitert werden...so werden unsere Politiker nie arbeitslos, unsere Verwaltung, etc.
    DAS nenn ich Vollbeschäftigungspolitik. Wo die einen nur deshalb Arbeit haben, weil es auch die Armen gibt...

    Zu guter Letzt muss ich leider feststellen, dass der Spruch falsch verstanden wird. Ich probiere es noch ein Mal: er bedeutet, dass wir nicht mehr den nächstbesten - oft schlecht bezahlten - job nehmen müssen, um überleben zu können, sondern wir können uns Arbeitgeber, Arbeitsbedingungen aussuchen, weil die Existenz gesichtert ist. Der Betrag, der als Bürgerrecht jedem Menschen zusteht, kann diese vom Druck der Gesellschaft befreien, einen Einkommensplatz zu suchen. Er befeit den Menschen dazu, sich seiner Berufung bewußt zu werden und diese zu verfolgen und auszuleben.

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  11. @ Knox Blog

    ich habe eher das Gefühl, dass Du das bGE einfach nicht WILLST. Die Gründe, die Du dagegen nennst, denke ich, sind nur vorgeschobene, nicht die echten. Daher werde ich sie wohl nie erfahren.

    An dem Spruch vom G. Werner ist halt schon was Wahres dran: "Wer etwas will, findet einen Weg, wer etwas nicht will, findet Gründe"

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  12. Die Frage ist schlussendlich nicht, ob ich und du und wir und ihr das bGE haben wollen oder nicht. Es stehen einzig die Fragen im Raum, ob es realisierbar ist und wie sinnvoll es ist.

    Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass ich mir mit einem bGE den Job aussuchen kann. Die Menschen werden sich nicht schlagartig ändern, auch mit einem bGE nicht. Die Chefs von heute sind auch die Chefs von morgen. Nur weil jemand im Monat 2000 Euro bGE erhält, gibt ihm das noch kein Anrecht, sich einen Job aussuchen zu können. Es wird immer noch notwendig sein, durch Leistung, Wissen, Wollen, Ausbildung und Erfahrung zu überzeugen. Die Firmen werden sich auch weiterhin gut überlegen, ob und wen sie einstellen werden für einen Job.

    Der Schuss mit dem bGE kann sogar ganz kräftig nach hinten losgehen. Warum sollte ich als Firmeninhaber, bei dem das Geschäft seit längerem mehr schlecht als recht läuft, nicht per sofort möglichst alle Stellen abbauen, welche ich meines Erachtens nicht mehr benötige? Vielleicht war ich bis dato halbwegs so menschlich und brachte es nicht übers Herz, die Leute zu feuern. Doch nun gibts das bGE. Also schmeiss ich doch mal alle raus, welche ich meiner Meinung nach nicht mehr brauche. Sie sind ja bestens versorgt und leben vom bGE. Mein Gewissen ist rein, meine Hemmschwelle weg.

    Der Schuss kann weiter nach hinten losgehen. Es gibt auch heute in dieser bösen und lauten Zeit sogar noch Firmen, welche Menschen eine Stelle anbieten, welche nicht zwingend die notwendigen Voraussetzung etc. dafür mitbringen. Oftmals bezeichnet man dies als „Sozialstellen“ für „schwächere Menschen“ (auch wenn ich persönlich diese Beschreibung nicht sehr glücklich finde). Nun kommt wieder das bGE ins Spiel. War es bisher so, dass Firmen auch für solche Menschen eine Arbeit angeboten haben, ist dies künftig nicht mehr zwingend attraktiv. Warum auch? Jeder hat ja sein bGE, also weg mit den Stellen (und somit mit den Menschen) und kräftig Geld gespart.

    Nun kommen wir zu den von mir anfangs erwähnten Gedanken: Die Einführung des bGE bringt eine noch schlimmere Mehrklassengesellschaft. Die Schwachen fallen raus, die Faulen tun gar nichts und der ehrliche Arbeiter ist wieder einmal der gestrafte, weil er noch mehr schuften und noch mehr Menschen mit seinem kargen Einkommen durchfüttern muss. So kommts dann zu den erwähnten Minijobs, zu Working Poors usw.

    Ich sags gerne nochmals: Es bringt nichts, einfach allen Leuten im Lande regelmässig einen Grundbetrag vor die Füsse zu schmeissen. Das kostet viel und bringt nichts. Die Aufwendungen, Nachteile, Risiken, Gefahren, Wenn und Aber und notwendigen Begleitmassnahmen sind derart hoch und unrealistisch, dass sich dieses „System“ NIEMALS umsetzen lässt.

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  13. Tut mir leid, aber es ist schlussendlich doch eine Frage des Wollens. Wer weiß, kommt es zu einer Volksabstimmung und dann musst Du schon bescheid wissen, ob Du es willst. Also ja, auf jeden einzelnen kommt es an. So viel zu Deinem Einwand, dass Deine Meinung wohl nicht zählen würde.

    Schlagartige Änderungen erwartet auch niemand. Der Chef von heute ist der Chef von morgen. Der gute Chef von heute wird sein Geschäft weiterführen können, der eher schlechte, der der schlechte Arbeitsbediungugen, schlechte Gehälter anbietet, wird vermutlich zusperren, wenn er nichts ändert. Die Menschen ändern sich nicht so schnell, das stimmt, die Umstände aber und mit den Umständen, die Menschen.
    Die heutigen Menschen stehen doch auf nur so auf kontrollierendes Sozialsystem, weil sie nichts anderes kennen.

    Sozialstellen...gegen diese bin ich sowiese. Wenn diese abgebaut werden, hab ich überhaupt kein Problem damit.
    In Wirklichkeit wird hier ja nur eine Vollbeschäftigungspolitik betrieben, es werden Menschen, die sonst nirgends mehr einen Job bekämen, für T-Shirt-Druck und andere minderwertige Arbeiten ausgebeutet.
    Die Politiker können weniger Arbeitslose in ihren Statistiken vermerken aber viel mehr Sinn haben diese Stellen nicht.
    Informier Dich doch Mal, interview Mal ein paar Sozialstellen-Inhaber. Ja! Sie werden Dir erzählen, wie glücklich sie seien, weil sie nun einen Job haben, beschäftigt sind und eine Zeitstruktur haben. (und doch habe ich den eindruck, sie erzählen nur das, von dem sie glauben, dass wir es hören wollen). Und ja, kurzfristig fühlt sich so eine Veränderung auch positiv an.
    Doch in Wirklichkeit ist so eine "Sozialstelle" für 6 Monate zu besetzen (pro "Sozialfall") und nach diesen 6 Monaten wird er wieder entlassen und ist sich selbst überlassen. Mit dem zusätzlichen Problem, dass sein Arbeitslosengeld (sofern er noch eines bekommt) neu berechnet wird und er noch weniger Einkommen hat... Also, wenn diese Stellen weg sind, weine ich diesen keine Träne nach.


    Warum muss er, der mehr arbeiten möchte, noch mehr schuften?
    Ich finde es total nett, dass Du immer wieder davon anfängst, dass bGE schaffe mehr Working-Poor-Jobs, ich finde aber leider keine Erklärung dafür, warum das so sein könnte?

    Working poor heißt: Teilzeit oder Vollzeit arbeiten und so wenig Gehalt/Lohn bekommen, dass der Alltag damit nicht bewältigt werden kann.

    Mit bGE ist das Grundeinkommen gesichert. Die Grundbedürfnisse plus soziale Teilhabe sind gedeckt. Die Definition "Working Poor" ist also eindeutig schlichtweg falsch.

    Wenn Du aber damit meinst, dass Gehälter sinken, weil der Chef meint, die Menschen haben eh ein Grundeinkommen und er zahlt keinen Lohn mehr, na dann kann er ja schauen, wie lange sein Betrieb mit dieser Einstellung noch rennt....

    Du sagst, es bringt nichts, die Armut insofern zu bekämpfen, als dass eine Umverteilung von oben nach unten, anstatt von unten nach oben statt findet. Ob sich dieses System durchsetzt oder nicht, werden wir sehen. Es wird einzig davon abhängen, wieviele oder besser wiewenig menschenverachtende Individuen noch auf diesem Planeten herumlaufen.

    lg

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  14. Ergänzung:
    Unabhängig von der Finanzierbarkeit (die gegeben ist) sollten wir uns die Frage stellen, ob wir uns ein Leben mit bGE vorstellen können. Wenn wir dies können, findet die Gesellschaft einen Weg dort hin.

    Ich stimme dem zu, dass die Hemmschwelle Leute zu entlassen sinkt. Es wird daher weiterhin Arbeitsverträge geben und die Gewerkschaften werden gefragt sein, wie niemals zuvor. Der Schwerpunkt der Tätigkeiten von Gewerkschaften wird sich aber vermutlich von jährlichen Gehaltsverhandlungen auf andere Dinge verlagern, wie z.B. Arbeitszeitverteilung/ -verkürzung, Verhandlungen, was mit dem erzielten Überschuß gemacht wird, uvm.
    So genannte "Minijobs" sehe ich bei gleichzeitigem Bezug von bGE im Sinne von "Working poor" weniger als Problem, da sich Arbeitnehmer bei Vorstellungsgesprächen, Gehaltsverhandlung, Vereinbarung von Arbeitsbedingungen auf gleicher Ebene befinden. "Working poor" ist dann per Definition nicht mehr möglich.

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  15. Ich muss schon sagen: Hut ab, wenn jemand so vehement seine Meinung vertritt und für etwas einsteht. Es ist schon wichtig, dass Menschen unbedingt an Visionen glauben und auch für den Glauben einstehen, die Meinung und Überzeugung vertreten und sich nicht von einem Lüftchen wegblasen lassen. Windfahnen sind gerade in der heutigen Zeit sicherlich nicht gefragt.

    Nun ja, du hast sicherlich nicht ganz unrecht wegen dem Begriff "Working Poor". Mit einem bGE wird es diese nicht mehr im eigentlichen Sinne geben, da jeder ein gewisses Einkommen erhalten wird, unabhängig von Alter und Klasse und Stand. Ich sehe den Begriff eher in folgendem Sinne:
    Es ist meines Erachtens schlicht eine Illusion, dass mit der Einführung eines bGE alles anders wird. Die Probleme lassen sich nicht alle lösen. Wie gesagt: Wer heute seine Arbeiter ausbeutet, wird dies auch künftig tun. Ausbeutung bedeutet nicht zwingend, dass sie für zu wenig Geld eine "mindere" Arbeit erledigen müssen. Ausbeutung kann auch darin bestehen, dass sie zu extrem schlechten Bedingungen oder unter enormem (psychischem) Druck arbeiten müssen. Durch Einführung eines bGE wird hier nichts verändert.

    Klar kommt nun dein Argument, dass die Arbeiter nicht mehr zwingend für solche Tyrannen tätig sein müssen. OK. Aber was machen sie dann? Mit einem bGE alleine lässt es sich nicht zwingend leben. Es ist eher ein Existieren am Rande des Existenzminimums (ich gehe in meiner Überlegung davon aus, dass es sich um eine alleinstehende Person handelt. Es ist mir bewusst, dass mit Anhang und Kindern die finanzielle Situation anders aussehen kann.)

    Also: Herr Single hatte vor dem bGE einen Job, der war enorm anstrengend und Herr Single wollte schon lange gehen. Nun erhält Herr Single ein bGE von einigen Euronen. Damit kann er knapp seine Existenz sichern, aber wirklich davon leben kann er nicht. Was hat Herr Single nun für Möglichkeiten:

    - Er bleibt bei seinem Arbeitgeber.
    - Er kündigt und lebt vom bGE allein.
    - Er kündigt, lebt vom bGE und sucht sich einen neuen Job.

    Genau hier beginnt jedoch das Problem. Welchen Job sollte er denn nehmen? Er kann ja – trotz bGE – nicht plötzlich vom Gärtner zum Harmonieorchester-Dirigenten mutieren. Er ist Gärtner und sucht sich im ähnlichen Gebiet wieder eine Beschäftigung.

    Warum sollte es denn so sein, dass in der gleichen Branche alle anderen Chefs resp. Betriebe menschlicher sind? Herr Single hat jetzt zwar bGE, aber im schlimmsten Falle keinen Job. Und wenn das bGE eingeführt wird und – wie du sagst – sich nun jeder selber überlegen kann, welchen Job er machen möchte und nicht mehr auf die Tyrannen-Chefs angewiesen ist: Was geschieht deiner Meinung nach wohl mit dem Arbeitsmarkt, wenn plötzlich Tausende kündigen und ihrem alten Betrieb den Rücken kehren und eine neue Stelle suchen. Glaubst du allen Ernstes, dass sich dies so einfach bewerkstelligen lässt und die Wirtschaft alles absorbieren kann?
    Mich beschleicht wieder das leise Gefühl, dass entweder die Leute versauern, ihre Hoffnungen aufgeben, weiter verharren wie es im Moment ist – oder eben (bGE sei Dank) ein Flohnerleben fristen werden (es ist ja für mich gesorgt).

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  16. Zunächst ein Mal möchte ich das Kompliment zurückgeben. Ein System mit so vielen Fehlern zu verteidigen, braucht sehr viel Standhaftigkeit.

    Hr. Single hat dasselbe Problem heute schon, nur dass die Hemmschwelle zu kündigen höher ist.

    Ob nun ein Arbeitnehmer sich trotz bGE weiterhin ausbeuten lässt, liegt dann daran, wieviel Selbsliebe derjenige aufbringt. Ein schönes Zitat von Don Miguel Ruiz (2004):

    "Die Grenze Ihres Selbstmissbrauchs ist das Limit des Missbrauchs, den Sie von anderen Menschen tolererieren werden. Wenn jemand Sie noch schlechter behandelt, als Sie sich selbst behandeln, werden Sie die Beziehung (oder das Arbeitsverhältnis, Anm.) beenden, weglaufen, flüchten...."

    Heute ist es so, dass er von Einkommen abhängig ist, dass er nicht so einfach kündigen kann, zumal er Verantwortung sich selbst und ggf. einer Familie gegenüber hat.
    Da ist die Schwelle sich selbst kleiner zu machen um finaziell abgesichert zu sein, sehr viel niedriger. Man lässt aus diesem systemimmanten Problem heraus vielmehr mit sich machen.

    Es kommt auch auf den Lebenswandel von Hrn Single an. Ich räume ein, dass er weiterhin das Problem hat, ein (hohes) Einkommen zu benötigen, wenn er einen entsprechenden Lebenswandel pflegt...
    ein bescheidenes Leben sollte allerdings mit einem bGE zu bewältigen sein. Daher ist die Höhe des bGEs von ganz entscheidender Bedeutung - es soll existenzsichernd und teilhabesichernd sein.

    Auch denke ich, dass sich viel mehr Menschen durch die Sicherung eines bGEs trauen, Mal auf selbständiger Basis zu arbeiten. Dadurch kann es gut sein, dass gleich in den erstn paar Jahren nach Einführung des bGEs lauter ICH-AGs entstehen, dass die Wirtschaft mehr in Richtung Kunst & Kultur, Dienstleistungen, Innovationen bezgl. Umweltschutz, etc und weg vom Badewannengummienten-Produktionen geht.

    Ich räume auch ein, dass die Veränderung des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft nicht über Nacht geschieht. Das ist klar, solche Illusionen hatte niemand.

    "Warum sollte es denn so sein, dass in der gleichen Branche alle anderen Chefs resp. Betriebe menschlicher sind?"

    sie müssen deshalb nicht zwingend menschlicher werden.

    Arbeitgeber haben außer den o.e. vier Möglichkeiten noch die Wahl, in ein anderes Land, wo es kein bGE gibt, wo die Arbeitskräfte noch billiger sind (z.B. Rumänien) abzuwandern.

    Die Frage, die meiner Meinung nach auch gestellt werden soll, ist die, ob es denn so ein Verlust ist, wenn ein Arbeitgeber mit schlechten Charakterzügen, der seine Arbeitnehmer - finanziell oder emotional - ausbeutet, ins Ausland geht - vom Land aus betrachtet, wo das bGE eingeführt wird - ist es ein Verlust, wenn eine Firma, die der Umwelt negativ zuträglich ist, schließen muss, wenn der Chef, dessen Firma sowieso mehr schlecht als recht ging, seine Firma schließt, weil er mit der Einführung des bGE keine Gewissensbisse seinen AN gegenüber mehr hat?

    In Deutschland werden mehr als doppelt so viele Arbeitsstunden unentgeltlich wie entgeltlich erbracht (d.s. Ehrenamtliche, pflegende Verwandte) in dieser Statistik nicht enthalten sind Hausfrauen/-männer und Mütter/Väter.

    Auch muss einem bewußt sein, dass ohne die Reproduktionsarbeit die Arbeit in der Privatwirtschaft nicht möglich wäre: Man stelle sich vor, der Bankangestellte hat nach einer Woche Arbeit kein gebügeltes Hemd mehr. Man müsste sich ohne die unbezahlte Reproduktionsarbeit komplett fremdversorgen lassen, das käme sehr teuer.
    Ein bGE trägt dieser Tatsache Rechnung und bezahlt auch diejenigen, die "nur" indirekt mit der Wirtschaft zu tun haben.

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  17. falls doppelt: sorry!


    Ich bin nicht Deiner Meinung, dass Leute versauern, ganz im Gegenteil. Es wird anfangs sogar sehr schwierig sein, ohne Druck durch AMS, Hartz-IV-Gesetz, (Sozialhilfegesetz allgemein ausgedrückt) herauszufinden, was man machen möchte....Ich kann mir vorstellen, dass gleich kurz nach Einführung des bGE die Leute aufteilen werden: 1 Gruppe wird ihre Jobs behalten (es sind immerhin ca. 60 % der Arbeitnehmer, die lt. einer Umfrage mit ihrem Job zufrieden sind und gute Arbeitsbedingungen vorfinden.
    Die anderen 40 % werden sich wiederum aufteilen in:
    1)erst Mal nichts tun und schauen,
    2) wieder studieren - weil mit bGE erstes Mal möglich -,
    3) anderen Job suchen zu besseren Arbeitsbedingungen.
    4) anderes

    In Österreich gab es massenhaft Zwangspensionierungen bei der ÖBB und Post.

    Leute, die ich persönlich kenne, hatten allesamt nach spätestens fünf Jahren Pension Nadeln unterm Hintern.
    Das Pensionsgesetz verhindert allerdings, dass diese wieder arbeiten "dürfen".
    Ein bGE könnte dieser Problematik entgegensteuern.

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