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Freitag, Februar 17

Filmtipp: Food Inc. - Was essen wir wirklich?

Weisst du bescheid über die Nahrungsmittel die du isst? Sind sie gesund? Und wo kommen sie eigentlich her?

Food, Inc.- Was essen wir wirklich" – der als Eröffnungsfilm auf der Berlinale 2009 Erfolge feierte und für den Oscar als bester Dokumentarfilm nominiert war – ist für bewusste Verbraucher sehr empfehlenswert und ein Plädoyer für faire und nachhaltig produzierte lokale Produkte. Der 1950 in New York geborene Regisseur Robert Kenner wirft mit seinem Film ein brechreizerregendes Licht auf die Nahrungsmittel und stellt unbequeme Fragen wie: Warum kriegt man für 0,99 Dollar zwei industriell gefertigte Hamburger, aber keinen frischen Broccoli?

Die Lebensmittelkonzerne in Amerika haben kein Interesse daren, dass wir wissen, was wir tagtäglich über die Nahrung zu uns nehmen. Wenn wir es wüssten, würden wir es mit grosser Wahrscheinlichkeit gar nicht mehr essen wollen. Hätten die Schlachthäuser Glaswände, wären wir längst Vegetarier. Zu dieser Einschätzung kommt Eric Schlosser, US-Journalist und Autor des Films.

Unser Essen, so zeigt der Film, stammt weitestgehend aus der Fliessbandproduktion. Tiere als auch Arbeiter werden missbraucht, die Nahrungsmittel immer gefährlicher - und diese Tatsachen verheimlicht man den Verbrauchern mutwillig. Unser Nahrungssystem wird von wenigen multinationalen Konzernen bestimmt. Sie kontrollieren es vom Saatgut bis zum Supermarkt. Es sind Monopolisten, die kein Fleisch von glücklichen Schweinen, Rindern oder Hühnern verkaufen, obschon ihre Werbung das suggeriert. Bauern und Landwirte sind heute Sklaven riesengrosser Fleischkonzerne und Saatgutfirmen wie Monsanto und haben durch die finanzielle Abhängigkeit keine Macht mehr über das eigene Ackerland. Nicht mehr die Bauern, die lebensnah an Land, Vieh und Pflanzen sind, treffen die Entscheidungen, sondern effizienzorientierte Manager, die – bis auf die Zahlen auf dem Papier – keinerlei Berührungspunkte mehr zu Anbau, Pflege und Ernte haben. Zusätzlich kontrolliert nur ganz wenige Firmen das Nahrungssystem (in den USA werden 80% des Rindfleisch- und Schweinefleischmarktes inzwischen von nur noch vier mächtigen Nahrungsmittelkonzernen kontrolliert), die sich mit gutbezahlten Lobbyisten und selbstgeschriebenen Gesetzen dagegen wehren, dass Verbraucher Kenntnis über den Ursprung ihrer Nahrung erlangen.
Erschreckend ist auch die These, dass Kühe, die eigentlich Grasfresser sind, durch nicht artgerechte Fütterung mit Genmais potenziell tödliche Bakterien des Stammes E. Coli O157:H7  (ein weitverbreiteter Stamm von EHEC) in ihrem Pansen produzieren. Dass auf diese Weise mutierte E. Coli-Bakterien dann vom Pansen bei der industriellen Schlachtung auf das Fleisch der Tiere und somit in den Nahrungskreislauf gelangen, kann nicht vermieden werden. Sehr betroffen macht der im Film gezeigte Fall von Barbara Kowalcyk, deren Sohn Kevin sich am Fleisch eines mit E. Coli O157:H7 kontaminierten Hamburgers infizierte. Innerhalb von knapp zwei Wochen starb das Kind. Aus den Erzählungen der Mutter hört man heraus, dass es kein leichter Tod war. Kevin wurde zwei Jahre, acht Monate und einen Tag alt. Seine Mutter kämpft nun für bessere Kontrollen zum Schutz der Nahrung und gegen verseuchtes Essen.
Aber der Journalist Michael Pollan sieht darin auch Positives: "Mit jeder Enthüllung erfährt Amerika ein bisschen mehr, über die Zubereitung des Essens. Und jedes Mal wendet man sich voller Abscheu ab und sucht nach Alternativen." Und so fordert der Film den Zuschauer auf, Stellung zu beziehen, sich gegen die Bevormundung durch die Lebensmittelindustrie zu wehren und Verantwortung für die eigene Ernährung zu übernehmen.

Der Film beleuchtet die Situation in den USA. Und die sind uns Europäern wie so oft auch in der Industrialisierung und Technologisierung der Nahrung um einiges voraus. Bleibt aber die Frage, ob uns diese Zukunft, wie schon so oft, auch bald einholt.Wer jetzt argumentiert, dass Amerika ja so weit weg von Europa ist, sollte die verschlungenen Pfade der Globalisierung nicht ausser Acht lassen. Wir konsumieren tagtäglich Lebensmittel aus den entlegensten Ecken der Welt. Auch die Warnung der  AAEM (American Academy of Environmental Medicine), einer seit 1965 bestehenden Ärztevereinigung, sollte zu denken geben, denn diese fordert aufgrund alarmierender Forschungsergebnisse ein sofortiges Moratorium gegen die Verwendung von gentechnisch manipulierten Nahrungsmitteln. Völlig unverständlich auch, dass der WWF derzeit mit dem Agrarkonzern Monsanto anbändelt und deren Gensoja empfiehlt. Auch der Wirrwarr, der im letzten Jahr um in Biogasanlagen verwendeten oder nicht verwendeten Gen-Mais entstanden ist, trägt ebenfalls zur Verunsicherung bei und sollte zumindest zum kritischen Nachdenken anregen, was da auf unsere Ackerböden gelangt.

Sehr genau sollte man auch zwischen den Zeilen lesen, wenn sich umstrittene Journalisten verharmlosend-ironisch für gentechnisch veränderte Produkte einsetzen und sich im Zusammenhang mit der Deutung der EHEC-Epedemie zu Aussagen versteigen wie "Noch fettere Schlagzeilen verursacht die Gentechnik, von der weltweit niemand auch nur einen Pickel bekommen hat." (Focus Nr.22/2011). Solche mehr als nur verantwortungslos erscheinenden Aussagen sollte man als Verbraucher doch bitte mit der gebotenen Dosis Vorsicht und gesundem Menschenverstand quittieren.

Werfen Sie doch einmal einen kritischen Blick auf den Inhalt ihres Kühlschranks und seien Sie sich darüber im klaren und bewusst, dass Ihr nächster Einkauf, Ihr nächster Bissen, Ihr nächster Schluck durchaus die Welt verändern kann.

Link zum Film unter:  http://de.gloria.tv/?media=125010

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